Kind zeigt Mittelfinger

Mein Kind hört nicht auf mich: 6 Dinge die du tun kannst, damit dein Kind besser auf dich hört.

Wir kennen alle diese Situationen, in denen wir etwas von unserem Kind möchten und unser Kind hat keinerlei Interesse daran, auf unsere Aufforderungen zu hören. Und wir fragen uns immer wieder: Warum hört mein Kind einfach nicht auf mich?

Speziell wenn wir als Eltern bedürfnisorientiert erziehen möchten, dann wollen wir nicht einfach nur autoritär die Richtung angeben, sondern eben auch die Wünsche des Kindes respektieren.

Wichtig ist vorab erst mal das Thema „Kind hört nicht“ als Ganzes zu betrachten.

Uns Eltern hilft es sich erst mal bewusst zu machen, dass wir uns dabei in einer Situation befinden, in der wir möchten, dass unser Kind unseren Wunsch erfüllt! Das mag sich nicht immer so für uns anfühlen, weil wir von unseren Kindern häufig auch Dinge verlangen, die zu ihrem eigenen Wohl sind. Wenn wir also eine lange Diskussion darüber eingehen, dass unser Kind seine Zähne putzt oder seine Hausaufgaben macht, so fühlt es sich für uns nicht gerade nach der Erfüllung eines Wunsches an.

Wenn wir uns nun aber in die Lage unseres Kindes versetzen, dann geht es für das Kind genau darum. Er / sie möchte in diesem Moment nicht die Zähne putzen oder Hausaufgaben machen. Kinder können weder die Notwendigkeit richtig greifen, noch die Konsequenzen in der Zukunft richtig abschätzen. Und wenn wir ehrlich sind, können wir die Konsequenzen in der Zukunft selbst nicht zu 100% abschätzen. Wer kann schon in die Zukunft schauen? Wir werden dabei von unserer persönlichen Wahrnehmung des Lebens, unseren Erfahrungen und von unseren Ängsten geleitet.

Wir sehen also, in den Augen unserer Kinder tun unsere Kinder uns im Grunde einen Gefallen, wenn sie auf unseren Wunsch eingehen. Es besteht also ein Interessenkonflikt.
Wir haben als Eltern zwei Vorteile in solchen Situationen:
Einerseits sind wir unserem Kind körperlich überlegen und andererseits auch kognitiv überlegen. Jetzt liegt es an uns was wir aus dieser Situation machen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass unser Kind keine bösen Absichten hat, wenn es in manchen Situationen nicht (sofort) auf unsere Wünsche eingeht.

Es hat schlicht keine Lust auf das, was wir von unserem Kind in diesem Moment verlangen.
Wenn uns Erwachsenen irgendetwas befohlen wird zu tun, worauf wir keine Lust haben, versuchen wir dieser Aufgabe auch erst zu entkommen. Diese Situationen kennen die meisten von uns aus dem beruflichen Leben: Kommt der Chef und bindet uns irgendeine Aufgabe auf, die wir nicht mögen, schieben wir diese häufig auf oder versuchen sie gänzlich zu umgehen.
Wenn der Chef dann noch in einem Befehlston mit uns redet und uns das Gefühl gibt, unsere Bedürfnisse seien hier unwichtig und wir müssen ihm „gehorchen“, dann fällt es uns noch schwerer diesen unerwünschten Aufgaben nachzugehen.

Da wir bewusst die Beziehung zu unseren Kindern und ihre Entwicklung stärken wollen, möchten wir unsere körperliche Überlegenheit in solchen Situationen nicht ausnutzen. Denn dadurch fühlen sich unsere Kinder schwach, klein und unterlegen. Diese Aspekte prägen das Selbstbewusstsein der Kinder auf negative Weise.

Unsere kognitive Überlegenheit dürfen wir auf positive Weise allerdings gerne einsetzen. Wir dürfen uns einfach bewusst machen, dass wir als Erwachsene viel einfacher Kompromisse auf liebevolle Weise finden können, als Kinder. Als Eltern sollten wir uns also mehr unserer Verantwortung bewusst werden, als unserer eigentlichen Überlegenheit.

 

6 Schritte, die dir helfen dein Kind zu überzeugen, deinen Wunsch zu erfüllen:

Es gibt immer Situationen in unserem Leben, bei denen wir auf die Zusammenarbeit mit unseren Kindern angewiesen sind. Hier gilt allgemein: Je größer die Kompromissbereitschaft von uns Eltern ist, desto größer ist im Allgemeinen auch die Kompromissbereitschaft unserer Kinder!

Eine Kompromissbereitschaft zeichnet sich dadurch aus, dass man aufeinander zugeht und das die Wünsche der beiden Parteien gleichermaßen zählen. Es bedeutet also nicht, dass wir Eltern unseren Kindern alle Wünsche erfüllen und unsere Bedürfnisse hintenanstellen. In diesem Fall lernen unsere Kinder nicht Kompromisse einzugehen, sondern dass ihre eigenen Wünsche immer über denen anderer stehen. Allerdings sollten wir als Eltern auch nicht immer zwangsläufig das letzte Wort haben. Das wiederum führt dazu, dass unsere Kinder lernen, sie seien weniger Wert als andere Menschen. Hier liegt die Herausforderung bei uns Eltern eine Ausgewogenheit zu finden und vorzuleben.

1. Achtsam sein und Situation kurz analysieren

Im ersten Schritt sollten wir deshalb kurz anhalten und kurz achtsam die Situation analysieren.
Worum geht es hier gerade? Welchen Wunsch habe ich? Welchen Wunsch hat mein Kind? Wie fühlt sich mein Körper gerade an? Bin ich gestresst? Sollte ich mich beruhigen? Triggert mein Kind da vielleicht gerade etwas in mir?
Wessen Wunsch ist momentan vielleicht wichtiger? Wie verläuft diese Situation sonst und möchte ich vielleicht, dass sie diesmal anders verläuft?

Das mag jetzt nach viel klingen, doch im Grunde benötigen wir nur ein paar Sekunden, um uns in uns selbst und unser Kind hinein zu fühlen.
So können wir häufig schon festlegen, ob es wirklich notwendig ist, auf meinen Wunsch zu bestehen oder ob vielleicht mein Ego nur wieder irgendeinen festgefahrenen Glaubenssatz in mir bestätigen will. Außerdem üben wir uns darin aus dem impulsiven Handeln ins bewusste Handeln überzugehen.

2. Ruhe bewahren

Der erste Schritt geht in den zweiten Schritt über, wenn wir in uns hinein hören und auf unseren Stresslevel bewusst achten. Wir können wahrnehmen, wie sich unser Puls verhält, wie sich die Energie in unserem Körper bewegt und welche Gefühle aufkommen. So können wir Wutausbrüchen entgegenwirken, indem wir uns bewusst beruhigen, bevor wir mit unserem Kind „in den Ring steigen“. Wir dürfen uns erinnern, dass wir kognitiv unserem Kind überlegen sind und es uns einfacher fällt, Wege der Kompromissbereitschaft zu finden. Und wie wir wissen bedeutet unsere Überlegenheit nicht, dass wir auf jeden Fall das letzte Wort haben müssen, sondern eben auch, dass der Schlauere mal nachgibt.

Wir können uns beruhigen, indem wir achtsam unsere Atmung verlangsamen und uns die Intention setzen, diese Situation in jedem Fall ruhig und entspannt zu lösen. Es hilft unserem Kind sich selbst zu entspannen, wenn wir unsere Stimme ruhig halten und entspannt lächeln.

3. Dem Kind auf Augenhöhe begegnen

An dieser Stelle dürfen wir uns erinnern, dass unsere Kinder weder böse noch dumm noch sonst was sind. Wir haben ein Bedürfnis und unser Kind auch. Wir sollten in jeder Situation unseren Kindern auf Augenhöhe begegnen, physisch und mental. Wer wird schon gerne von oben herab angesprochen? Drohungen, Erpressungen oder Bestechungen führen vielleicht kurzfristig zum gewünschten Ergebnis, haben langfristig aber immer negative Auswirkungen auf die Beziehung zu unserem Kind und seine persönliche Entwicklung. Wir sollten eine gleichberechtigte Haltung unserem Kind gegenüber annehmen. Fast so, als würden wir in ein Gespräch mit einem Erwachsenen eingehen. Unser Kind spürt diese Einstellung unbewusst und fühlt sich automatisch respektiert und ebenbürtig.

4. Meinen Wunsch erklären

Es ist leichter für jeden Menschen seine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und Kompromisse einzugehen, wenn man die Hintergründe der Wünsche des Gegenüber’s kennt. Das ist bei Kindern nicht anders.
Wir dürfen ruhig ehrlich sein und unseren persönlichen Antrieb sprechen. Außerdem hilft es dem Kind, wenn wir dabei über unsere Gefühle sprechen. Was triggert uns? Welche persönliche Wahrnehmung haben wir auf die Situation? Es ist leichter für Kinder mit den Gegebenheiten umzugehen, wenn sie nicht das Gefühl haben, ihre eigene Sichtweise sei falsch. Sie verstehen dann selbst, dass sie sich in einer Situation mit einem Interessenkonflikt befinden und sind eher gewillt auf uns zuzugehen. Wenn wir als Eltern uns in solchen Situationen nicht auf Augenhöhe zum Kind begehen oder unseren Wunsch nicht erklären, steigt in Kindern das Bedürfnis auf sich zu verteidigen und zu positionieren. Einen Wunsch und die Gefühle dahinter dem Kind zu erklären hilft dem Kind dabei emphatischer auf unser Bedürfnis einzugehen.

5. In die Verhandlung gehen

So wie wir mit einem Erwachsenen bei einem Interessenkonflikt versuchen einen Kompromiss zu verhandeln, genauso dürfen wir mit unserem Kind verhandeln.
Hier müssen wir achtsam zwischen Verhandeln und Erpressen oder Bestechen finden.
Wenn wir unserem Partner oder einer Freundin zum Beispiel vorschlagen, dass wir in das Restaurant seiner Wahl fahren, wenn wir heute in das unserer Wahl fahren, ist das eine Form der Verhandlung. Wenn wir ihm Drohen nicht mehr mit ihm zu sprechen, wenn er unserem Wunsch nicht nachgeht, dann ist das Erpressung. Sagen wir ihm, dass er dafür Geld von uns bekommt, ist das eine Bestechung.

Ähnlich kann solch eine Verhandlung mit einem Kind ablaufen. Wenn unser Kind bereit ist unserem Wunsch nachzugehen, stellt es sein eigenes Bedürfnis in dem Moment hinten an. Wir können vorschlagen, beim nächsten Mal unser eigenes Bedürfnis hinten anzustellen oder umgekehrt. Anstatt mit Druck zu arbeiten, sollten wir mit Empathie arbeiten.

6. Konsequenzen abwägen

Sollte ich als Mutter überhaupt keinen Weg finden mit meinem Kind einen Kompromiss einzugehen und mein Kind keinesfalls bereit sein, einen „Deal“ mit mir einzugehen, dann wäge ich ab, welche Konsequenzen die jeweilige Ausgangssituation mit sich bringt.

Wie wichtig ist es mir, meinen Wunsch durchzusetzen? Welche Maßnahmen werde ich ergreifen müssen, um mein Kind (widerwillig) dazu zu bewegen? Was schadet meinem Kind und meiner Beziehung zu ihm mehr: Die Maßnahme, um mein Kind dazu zu bewegen auf mich „zu hören“ oder die Konsequenz, die es trägt, wenn ich von meinem Wunsch ablasse?

Letzten endes muss jeder Elternteil für sich selbst abwägen, wie er / sie mit dieser Situation umgeht. Wir sollten uns aber stets bewusst sein, dass jeder Ausgang eines solchen Interessenkonfliktes einen Einfluss darauf hat, wie kompromissbereit mein Kind beim nächsten Interessenkonflikt sein wird. Jede solcher Situationen hat immer einen Einfluss auf die Beziehung zu unserem Kind: Entweder die Beziehung wird gestärkt oder geschwächt. Immer ein bisschen mehr, bei jedem Mal.

 

Danke, dass du diesen Artikel gelesen hast und Bewusstsein in dein Familienleben bringen möchtest.
Mit viel Liebe geschrieben,
Ksenija.

  


In meinem YouTube Video zu diesem Thema, welches ihr hier findet, gehe ich noch etwas mehr auf das Thema ein.
Wenn du lieber einfach nur zuhörst, hör dir meinen Podcast an.

Werde außerdem Teil unserer Facebook Gruppe, tausche dich mit gleichgesinnten Kundalini Eltern aus und lerne nette Eltern aus deiner Umgebung kennen!

Was dich auch interessieren könnte:

2 Comments

  1. Elisabeth says:

    Es ist echt gut sich das nochmal vor Augen zu halten. Mir fällt der zweite Schritt leider oft schwer. Ich schaffe es nicht immer die Ruhe zu bewahren. Ich koche über, werde ungeduldig und explodiere dann doch häufiger als mir lieber ist 🙁
    Aber ich arbeite dran! Es klappt halt leider nicht immer.
    Dein Blog hat mir aber schon in vielen Punkten geholfen, muss ich echt mal sagen. Deine Videos mag ich auch.
    So schön auch dass du auf Bali lebst 😍😍 Da bin ich ja schon ein wenig neidisch muss ich zugeben.

    LG Lisa

    1. Liebe Lisa.

      Vielen Dank für dein nettes Kommentar.
      Hab Geduld! Es ist nicht immer einfach in seiner eigenen Mitte zu bleiben, die Trigger können manchmal sehr stark sein. Alleine durch deine Intention entspannt zu bleiben, wächst die Achtsamkeit in den Momenten und es wird mit der Zeit immer leichter die Ruhe zu bewahren. Bleib dran, du wirst sehen, es lohnt sich!

      Viel Liebe aus Bali
      Ksenija 💜

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert