Elternschaft und das Thema Zeitdruck

Eine der stärksten Triggerpunkte, der viele Eltern belastet, ist das Thema Elternschaft und Zeitdruck.

Wie oft schmieden wir (wichtige!) Pläne für den Tag, haben es eilig (unsere Kindern aber überhaupt nicht!) und müssen „nur“ noch schnell etwas erledigen? Doch oftmals haben unsere kleinen Schätze ihre ganz eigene Vorstellungen. Und schon geraten unsere fein säuberlich ausgeklügelten Pläne ins Wanken.

Wie können wir uns als Eltern in solchen Momenten verhalten? Können wir es schaffen cool zu bleiben und konstruktiv mit dem Thema Zeit umgehen?

Es lohnt sich sehr, wenn wir uns tiefgründiger mit dem Thema Zeit befassen – gerade im Bezug auf Elternschaft. Denn Zeitdruck oder -mangel bringen Eltern oft in Situationen in denen sie sich gestresst fühlen. Oft kommt es uns so vor, als würden sich unsere Kinder mit Absicht quer stellen. Doch in Wahrheit haben sie einfach nur eine komplett andere Zeitwahrnehmung, als wir Erwachsenen.

Elternschaft und das Thema Zeit – Wenn das elterliche Ego nicht das bekommt was es will

Ksenjia erzählt in ihrer Podcastfolge #63 „Warum stehen wir als Eltern ständig unter Zeitdruck“ von einer typischen Situation mit ihrer Tochter.

Es ist schon der zweite Tag in Folge, den ihr Kind nicht in den Kindergarten will, weil es gerade sehr viel Mama Energie braucht. Als achtsame Mama nimmt Ksenija diese Situation als Teil des Flusses des Lebens wahr. Sie lässt sich auf sie ein, um daran zu wachsen. Sie einigt sich mit ihrer Tochter auf den Deal, das Musikprojekt der Schule zu besuchen. Danach möchte sie wieder ins Office fahren um weiter zu arbeiten. Doch so leicht gestaltet sich diese Situation nicht. Nach dem Projekt will Ihre Tochter nicht, dass die Mama wieder geht. Und Ksenija möchte die Tochter nicht in ihrer Trauer alleine stehen lassen.

Kommen dir solche Situationen bekannt vor? Du lässt dich auf einen Deal mit deinem Kind ein und am Ende hält es sich nicht an seinen Teil. Da kann schon einmal die Wut oder der Stress in einem hochkochen. Ist dir schon einmal aufgefallen wie es sich anfühlt, wenn Stress in deinem Körper entsteht und aufsteigt? Es ist wirklich ein spannendes Projekt zu fühlen, wie sich die Energie unter Anspannung anders verteilt. Schlagartig werden wir ganz hibbelig und unruhig.

Unser Ego macht sich dann oftmals lautstark bemerkbar.

Es lässt dann viele Meinungen verlauten. Es klagt, dass diese oder jene Situation nicht fair ist, dass uns unser Kind nicht auf der Nase rumtanzen kann. Dass es Regeln gibt, an die es sich halten muss. Und so weiter und sofort. Für jeden hört sich diese Stimme im Kopf, die lautstark beginnt sich zu beschweren, anders an. Elternschaft und das Thema Zeitdruck, sind die ultimativen Trigger für das Ego. Oftmals wollen wir als Eltern ebenfalls mit unseren Gefühlen herausplatzen und auf unser Recht bestehen!

Doch unsere Kinder meinen es nie böse mit uns und wollen uns erst recht nicht ärgern. Sie können schlicht und ergreifend noch nicht anders, als authentisch auszudrücken, was sie gerade fühlen. Vor allem jüngeren Kindern ist es noch nicht möglich kognitives Wissen („Ich muss mich an eine Vereinbarung halten“) über ihre Impulse („Ich will Mama Nähe!“) zu stellen. Sie können also die Erwartung an sie, zuverlässig zu sein, nicht erfüllen. Aus diesem Grund können wir noch gar nicht von ihnen erwarten, dass sie uns stets entgegenkommen. Selbst wenn sie eine Abmachung mit uns ausmachen, können sie häufig nur schwer die Konsequenzen richtig abwägen.

In Stresssituationen wie die, die Ksenija erlebte, ist es für uns Erwachsene ganz wichtig einen Moment in uns hineinzufühlen. Was passiert, wenn ich nicht innerhalb meines Zeitplanes bleibe? Ist es möglich, dass meine eigene Wunde des dauerhaft fremdbestimmten Kindes getriggert wird? Und bringt es mich dazu wütend zu werden und in einen Kampfmodus überzugehen? Wenn dies so ist, sollten wir einen Moment innehalten und tief durchatmen. Denn in den Kampfmodus zu gehen bringt weder uns, noch unser Kind in dieser Situation weiter.

Das Konzept der Zeit

Wenn es uns also nichts bringt gegen die Situation und erst recht nicht gegen den Willen unseres Kindes anzukämpfen, was kann uns dann dabei helfen, besser mit Elternschaft und dem Thema Zeitdruck umzugehen?

Wir können uns zum Beispiel die Frage stellen, welches Zeitkonzept wir haben und was es mit uns macht. Wenn wir uns intensiver mit dem Konzept der Zeit beschäftigen, werden wir feststellen, dass die Zeit ein künstliches, von Menschen erschaffenes Konzept ist. Der Tag mit seinen 24 Stunden, die Woche mit den 7 Tagen, der Monat mit knapp 4 Wochen – all dies sind menschliche Konzepte und keine Universellen Gesetze. Denn nach dem universellen Gesetz gibt es immer nur diesen Augenblick. Es gibt immer nur das ewige Jetzt.

Natürlich haben diese Zeitkonzepte ihren Nutzen: sie helfen uns unseren Tag zu strukturieren, sowie Verabredungen zu treffen und einzuhalten. Dennoch macht es Sinn, immer mal wieder innezuhalten und mit uns selbst einzuchecken, ob die Zeit uns dient oder wir ihr dienen. Bestehen unsere Tage nur daraus, ständig irgendwo hinzu müssen, haben wir es immerzu eilig, krallen wir uns an Terminen fest und planen wir unsere Tage von Vorne bis Hinten durch, dann entsteht dadurch ein unglaublicher Druck.

Wir könnten uns einmal fragen: Weshalb habe ich den Drang alles immer schnellstmöglich zu erledigen?

Häufig steckt der Glaube dahinter, dass wir mehr Ruhe haben, sobald alles erledigt ist. Doch das ist ein Trugschluss. Unser Glaubenssatz, wir hätten stets viele To Do’s und zu wenig Zeit, wird uns stets neue To Do’s kreieren und wir werden weiterhin glauben, zu wenig Zeit zu haben.

Elternschaft und das Thema Zeitdruck wirft oft viele Fragen auf: Wohin rennen wir in unserem Leben? Warum verspüren wir einen inneren Drang, uns renne die Zeit davon? Welche Ziele verfolgen wir dabei und warum? Auch hier steht meistens ein Trugschluss im Hintergrund, denn wir glauben, wenn wir ein bestimmtes Ziel im Leben erreicht haben, dann sind wir angekommen. Doch mit diesen inneren Glaubenssätzen, kommen wir nie wirklich an. Ist ein Ziel erreicht, folgt schon bald das nächste Ziel. So ist unsere Gesellschaft derzeit ausgerichtet: Das Ziel des Lebens scheint das erreichen von bestimmten Zielen zu bestimmten Zeiten zu sein. Und das erreichen dieser Ziele definiert unseren Wert als Person.

Es lohnt sich sehr, uns mit diesen Fragen und unseren inneren Glaubenssätzen in Bezug auf Zeit auseinanderzusetzen: Warum habe ich es so eilig und warum muss alles genau jetzt passieren? In jeder Kultur und Gesellschaft spielt die Zeit eine andere Rolle und so leben Menschen manchmal in völlig unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Zeit ist nur in unserem Kopf

Es ist unheimlich wichtig zu verstehen, dass Zeitdruck stets in unseren Köpfen entsteht und von der Außenwelt, insbesondere von unseren Kindern, getriggert wird. Zeitdruck ist stets eine individuelle Wahrnehmung!
In unserer Gesellschaft ist unser Leben in künstliche Abschnitte unterteilt: Mit 20 wird studiert, mit 30 bekommt man Kinder, um die 40 wird das Einfamilienhaus gebaut, als 50- jährige*r ist man dann am besten schon ganz oben auf der Karriereleiter und mit 60 geht´s dann in die Rente. Dies ist die Norm, unter der sich jeder zu entwickeln hat. All dies führt zu einem ungemeinen Leistungsdruck.

Wir leben konstant mit Glaubenssätzen und Zeitkonzepten in unseren Köpfen, die uns von der Gesellschaft, der Familie, vom Umfeld, der Schule, der Arbeit, Freunden oder anderen Quellen vermittelt wurden und machen sie zu unseren eigenen.
Um unser Leben zu verlangsamen und uns von diesem inneren Zeitdruck loszulösen, dürfen wir in uns selbst beginnen. Tiefe Ruhe und Entspannung können immer nur aus dem Inneren heraus kreiert werden. Haben wir uns mit unserem inneren Zeitdruck auseinander gesetzt und sind bereit diesen loszulassen, dann können wir unsere Lebensumstände an unser neues inneres Zeitkonzept anpassen.

Denn selbst Albert Einstein sagte es einst so schön „Zeit ist relativ“. Es wird dir um einiges leichter ums Herz sein, wenn du Elternschaft und das Thema Zeitdruck bald auch “relativer” sehen kannst.

Wie können wir ein Zeitkonzept finden, dass uns unterstützt, statt stresst?

Natürlich können wir nicht mehr wie unsere Kinder in den Tag hineinleben, denn wir haben als Erwachsene eine gewisse Verantwortung, wir müssen zum Beispiel Geld verdienen.

Trotzdem ist es möglich, einen Mittelweg zu finden in dem wir unsere Tage so gestalten, dass wir mehr in den Tag hinein leben und weniger feste Termine haben, damit es uns das nächste mal nicht komplett aus der Bahn wirft, wenn das Kind zum Beispiel beim Zähneputzen streikt. Statt dann unter Stress zu kommen, können wir durchatmen, präsent und gegenwärtig werden und wissen, dass nicht gleich alles verloren ist, wenn wir uns nun etwas verzögern.

Vielleicht hast du ja Lust dir einmal Gedanken zu machen, welche Zeitkonzepte du verinnerlicht hast und wie sie sich auf deinen Alltag übertragen. Wenn du beispielsweise ständig viele To Do´s hast, die Stress erzeugen oder viele Termine, die du einhalten musst, kannst du dich fragen, wovon du dich ein Stück weit lösen kannst und was du ganz loslassen kannst.

Dies wird mehr Entspannungen in den Alltag deiner Familie bringen. Du wirst weiterhin alles Nötige erledigen und trotzdem das Bedürfnis deines Kindes nach Nähe, Kuscheln und Spielen zu befriedigen. Somit wird sich das Thema Elternschaft und Zeitdruck für dich bald um einiges erleichtern.


Danke, dass du diesen Artikel gelesen hast und Bewusstsein in dein Familienleben bringen möchtest.

Mit viel Liebe geschrieben,

Samira


In dem Podcast (Folge #63) beleuchtet Ksenija Elternschaft und das Thema Zeitdruck nochmal genauer und stellt noch mehr Fragen, die dir helfen können dein Konzept der Zeit zu verstehen und zu durchbrechen.

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Kennst auch du diese stressigen Situationen in deinem Familienalltag? Welche Zeitkonzepte trägst du in dir? Welche Glaubenssätze trägst du diesbezüglich mit dir herum? Was hilft dir dabei mit den Frust umzugehen, wenn Pläne umgeworfen werden? Wir freuen uns riesig, wenn du deine Erfahrungen hier mit uns allen in einem Kommentar teilst.

In unserem Online Kurs für eine achtsame und spirituelle Elternschaft wird Elternschaft und das Thema Zeitdruck sehr eingehend behandelt. Wir gehen darauf ein welche Glaubenssätze hinter elterlichem Zeitdruck stehen, wie wir mit unseren Kindern umgehen können, wenn wir unter Zeitdruck geraten. Außerdem gehen wir darauf ein, wie wir unser Leben umstrukturieren können, um weniger Zeitdruck zu haben und mehr in den Tag hineinleben können. Zudem bearbeiten wir,  wie wir uns dem Fluss des Lebens mehr anvertrauen können, um unseren Kindern entspannter zu begegnen.

Elternschaft und das Thema Zeitdruck
Elternschaft und das Thema Zeitdruck

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