Bewusste Elternschaft bzw. achtsame Elternschaft ist zusammen mit dem Begriff „Bindungsorientierte Erziehung“ der neuste Trend in sämtlichen Familienratgebern und scheint sich zu einer neuen Form der Pädagogik zu entwickeln. Doch was genau steckt dahinter? Was genau verstehen wir unter bewusster Elternschaft?
Der Begriff „Bewusste oder Achtsame Elternschaft“
Zu allererst kann man hier schon mal sagen, dass es sich dabei um bewusste Erziehung handelt. Das Wort Erziehung wird hier gewollt mit Elternschaft ersetzt, da das Wort Erziehung heutzutage bei vielen Eltern und Pädagogen einen negativen Ruf bekommen hat. Es impliziert, dass wir unsere Kinder durch bestimmte Methoden auf eine gewisse Art und Weise formen. Im Wörterbuch wird das Wort Erziehung durch „in der Kindheit anerzogenes Benehmen, anerzogene gute Manieren“ beschrieben. Heute weiß man aber, dass Kinder sich in der richtigen und liebevollen Umgebung, durch Nachahmung von alleine zu rücksichtsvollen Erwachsenen entwickeln.
Dadurch, dass der Begriff Elternschaft noch nicht sehr weit verbreitet ist, spreche ich der Verständlichkeit halber selbst häufig von Erziehung (spirituelle Erziehung, bewusste Erziehung, achtsame Erziehung). Ich stimme allerdings allen Eltern zu, die meinen, dass das Wort Erziehung einen negativen Touch hat und es gerne aus unserem Wortgebrauch verschwinden darf.
Das Wort „Bewusst“ oder „Achtsam“ bezieht sich schon genau darauf, worum es bei dieser Art der Elternschaft (=Erziehungsstil) wirklich geht: Bewusst und achtsam zu sein.
Was bedeutet es bewusst oder achtsam zu sein?
Bewusst zu sein, bedeutet voll und ganz da zu sein. Vor allem gedanklich voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein.
Wir sind sehr häufig sehr in unseren Gedanken vertieft. Quantenphysiker haben bewiesen, dass jeder Mensch um die 60.000 (!!!) Gedanken am Tag hat. Davon sind, ganz nebenbei erwähnt, meistens nur die allerwenigsten positiv. Aber das ist ein anderes Thema, welches wir noch besprechen werden.
Die Stimme in unserem Kopf plappert also den ganzen Tag lang ununterbrochen. Meistens bekommen wir diese Gedanken nicht einmal bewusst mit. Wie ein Träumer, der sich gerade in einem Traum befindet und gar nicht weiß, dass er gerade träumt, so denken wir meist völlig unbewusst und wissen gar nicht, was wir da gerade eigentlich denken.
Unser Handeln läuft dabei meistens auf Autopilot ab. Wir fahren Auto auf Autopilot, kochen auf Autopilot, essen auf Autopilot, putzen uns die Zähne auf Autopilot usw.
Und so verbringen wir die Zeit mit unseren Kindern häufig auf Autopilot.
Bewusst bzw. achtsam zu sein, bedeutet also ganz bewusst wahrzunehmen, was wir da gerade tun. Wenn wir uns darauf konzentrieren, was wir gerade tun und was wir alles mit unseren Sinnen wahrnehmen, dann sind wir bewusst.
Achtsamkeit und Aufmerksamkeit
Achtsamkeit schafft ENORME Veränderung in der Beziehung zu unseren Kindern und in unserem Leben als Eltern. Es verändert prinzipiell unser gesamtes Leben!
Angefangen damit, dass unsere Kinder es wahrnehmen, wenn wir gedanklich gar nicht anwesend sind. Wenn wir also mit unseren Kindern zeit verbringen, mit ihnen spielen, lesen oder andere Aktivitäten mit ihnen machen und dabei gedanklich wo anders sind, dann nehmen sie das unbewusst wahr. Sie spüren, dass wir im Kopf noch bei der Arbeit sind oder unser Analytiker (die Stimme in unserem Kopf) noch dabei ist, irgendwelche Probleme für uns zu lösen. Manche Menschen sind nur mit den Gedanken wo anders, manche spielen sogar an ihrem Handy, während sie sich mit ihren Kindern beschäftigen.
Das Kind bekommt dabei nicht die volle Aufmerksamkeit und das ist nicht nur für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig, sondern auch für ihr Wohlbefinden!
Probiere es einfach mal selbst aus: Nimm dir eine halbe Stunde Zeit, die du zu 100% deinem Kind widmest. Lege dabei dein Handy beiseite, lass nichts nebenbei auf dem herd stehen und versuche voll und ganz bei deinem Kind zu sein. Lass dich auf sein Spiel und seine Ideen ein und tauche in seine Welt ein. Wenn du merkst, dass deine Gedanken immer wieder abweichen, ist das völlig normal. Sei einfach achtsam, erwische deine Gedanken dabei und hole deine Aufmerksamkeit zurück ins Hier und Jetzt.
Du wirst bemerken, wie dein Kind plötzlich aufstrahlt! Es wird enthusiastisch sein, voller Euphorie, Liebe und Dankbarkeit.
Aufmerksamkeit ist ein Grundbedürfnis bei Kindern
Selbst wir Erwachsenen sehnen uns nach Aufmerksamkeit und daran ist nichts falsch. Doch bei Kindern ist dies ein Grundbedürfnis wie Essen, Trinken und Schlafen. Eine Studie im Beginn des 19. Jahrhunderts hat dies bewiesen. Kinder, die in Weisen Heimen Kinder starben, wenn sie zwar Essen, Trinken und Schlaf, jedoch keinerlei Zuwendung bekamen.
Aufmerksamkeit bedeutet allerdings nicht auf dem Spielplatz zu sitzen und an seinem Handy zu spielen. Aufmerksamkeit bedeutet achtsam zu sein. Voll und ganz da zu sein. Mit dem Kind gemeinsam zu spielen, zu entdecken und sich auszutauschen.
Das fordert natürlich viel Energie und das kann niemand von uns den ganzen Tag lang machen. Deshalb ist es wichtig, sich bewusst Zeit für ungeteilte Aufmerksamkeit einzuteilen. Lieber sind es wenige Stunden am Tag, dafür sind wir in diesen wenigen Stunden aber voll und ganz bewusst bei unseren Kindern.
Wie wirkt sich Achtsamkeit auf die Beziehung zu unseren Kindern aus?
Wenn wir es schaffen, bewusst unsere Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, dann nehmen wir Abstand dazu, diese auf unsere Kinder zu projizieren.
Zum Bewusstwerden gehört dazu, seine eigene Glaubensmuster und Programmierungen zu erkennen und diese aus der Erziehung weitestgehend raus zu halten. Haben wir als Eltern beispielsweise einen Kontrollzwang, können wir davon ablassen unsere Kinder übermäßig zu kontrollieren, wenn wir uns dessen bewusst sind. (Mehr dazu hier.)
Außerdem können wir unserer Gefühle bewusste werden. Diese werden übrigens ausschließlich von unseren Gedanken produziert, nicht durch die äußeren Umstände.
Das können wir erreichen, in dem wir der Stimme im Kopf, mal bewusst zuhören. Vielleicht nicht gleich allen 60.000 Gedanken am Tag, aber denen, die bestimmte Gefühle in uns auslösen. Wenn also mal wieder eine gewisse Ungeduld oder Wut in uns hochkommt und wir kurz davor stehen unser Kind anzumotzen, dann halten wir inne, nehmen diese Wahr und bewerten: Hat mein Kind es jetzt wirklich verdient angeschrien zu werden? Oder ist mein Kind gerade einfach nur Kind und in mir kocht etwas hoch, was Teil meiner Glaubenssysteme ist?
Wie wirkt sich ein bewusster Lebensstil auf unsere Kinder aus?
Bringen wir mehr Bewusstsein in den Umgang mit unseren Kindern, bringen wir allgemein mehr Bewusstsein in unser gesamtes Leben. Das wirkt sich dann auf unsere Ernährung aus, auf unseren Umgang mit unserer Gesundheit und Fitness, auf unseren Umgang mit unseren Job und auf unser gesamtes Leben. Als Wechselwirkung hat das wider positiven Einfluss auf unsere Kinder, denn wir nehmen sie mit in unseren neuen, gesünderen, entspannteren und bewussteren Lebensstil.
Unsere Eltern hatten damals vielleicht noch nicht diese Informationsquellen, die wir heute haben. Es gab keine Podcasts, kein Youtube, kein Social Media und kein Internet allgemein. Sie hatten nicht die Möglichkeit, sich mit der Psychologie und Spiritualität vertraut zu machen. Doch wir haben diese Möglichkeit. Dadurch können wir unseren Kindern einen sehr großen Teil der Heilarbeit und Selbstfindung ersparen, die wir jetzt für uns selbst machen.
Wir können nie alles perfekt machen, aber wir können unser Bestes geben, unseren Kindern so wenig negative Glaubenssätze mit ins Leben zu geben, wie möglich.
Wie können wir achtsam werden und mehr Bewusstsein in unser Leben bringen?
Alleine die Tatsache, dass du diesen Blog liest und dir vielleicht noch meinen Podcast anhörst, wird mehr Bewusstsein in dein Leben bringen.
Denn du machst dir Gedanken zu diesem Thema, also werden sich auch deine bewussten Gedanken häufiger um das Thema Achtsamkeit drehen. Dieser Gedanke an sich wird dich automatisch, auch wenn anfangs nur für kurze Momente, achtsam werden lassen.
Bewusstheit wie ein Muskel, den man trainieren muss, damit man sie in sein Leben integrieren kann.
Ein kleiner Trick von mir, wie du deine Achtsamkeit trainieren kannst:
Stelle dir ein paar Mal am Tag einen Wecker. Wenn dieser klingelt, sei achtsam. Nimm ganz bewusst wahr, wo du gerade bist. Wie fühlt sich dein Körper an? Tut dir was weh? Ist dir warm oder kalt? Was hörst du gerade? Was siehst du gerade? Was riechst und schmeckst du gerade? Woran denkst du gerade? Sind deine Gedanken positiv oder negativ?
Es gibt viele Methoden Bewusstsein in unser Leben zu bringen und Achtsamkeit zu trainieren. Meditieren ist heute die gängigste, doch es gibt unzählige Methoden. Auch ich habe meine eigenen, sehr einfachen und unglaublich wirkungsvollen Methoden entwickelt, wie wir als Eltern sehr schnell Achtsamkeit speziell in den Umgang mit unseren Kindern bringen können. Für mich hat es mein Leben komplett verändert und die Beziehung zu meiner Tochter ist eine völlig andere dadurch geworden.
Alle meine Methoden Achtsamkeit zu trainieren zu erklären, würde noch weitere 50 Artikel brauchen. Deshalb habe ich für euch einen Online Kurs für eine bewusste uns spirituelle Elternschaft erstellt, in dem ich all diese Methoden nicht nur erkläre, sondern sie euch zeige und mit euch gemeinsam übe!
Danke, dass du diesen Artikel gelesen hast und Bewusstsein in dein Familienleben bringen möchtest.
Mit viel Liebe geschrieben,
Ksenija.
Auf meinem Podcast “Kundalini Eltern” habe ich eine Folge erstellt, in dem ich detaillierter auf das Thema Bewusste Elternschaft eingehe und erzähle, wie wir diese in unseren Elternalltag integrieren können. Lade ihn dir hier gleich runter und verpasse keine Folge mehr. 🙂